Global denken, lokal handeln - Pluriversum verbindet die Region mit der Welt

Was ist dringend zu tun, damit die Zukunft enkeltauglich ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Pluriversum-Veranstaltung der Hochschulpräsenzstelle Fürstenwalde auf der Burg Storkow am 10. Oktober 2024. Zu Gast waren lokale Initiativen, die mit ihrem Handeln die Region nachhaltiger, gerechter gestalten. Auf der Bühne berichtete der ecuadorianische Wirtschaftswissenschaftler Alberto Acosta und die renommierte Journalistin Sandra Weiss zusammen mit der diesjährigen Goldman-Environmental-Preisträgerin Teresa Vicente, wie Veränderungen angeschoben und umgesetzt werden können.

Sie sind Macherinnen und Macher. Zehn Initiativen aus der Wissenschaft, Lokalpolitik, Sozialbereich, Kunst, Verwaltung und Landwirtschaft präsentierten bei der ersten und einzigen Pluriversum-Veranstaltung im Osten Deutschlands, wie sie mit ihrem Engagement die Region voranbringen. Dazu zählten Karolin Ring, die in der Kreisstadt Beeskow ein Bündnis namens Die Mitte gegründet hat, um ihre Heimatstadt politisch mitzugestalten. Annegret Huth und Erik Hofedank von der Parxisforschungsstelle Heinersdorf brachen eine Lanze für die Wissenschaft. Sie riefen Besucher:innen dazu auf, beim Thema “Älter werden im ländlichen Raum” als Mitforschende aktiv zu werden. Amelie Kutter von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und Carsten Hille von der Technischen Hochschule Wildau zeigten, wie im Einzelnen Projekte zur Nachhaltigkeit in der Lehre bzw. Verwaltung umgesetzt werden. 

Am 10. Oktober 2024 waren sie zusammen mit sechs weiteren Akteuren und Akteurinnen auf der Burg Storkow dabei. Als Teil des Pluriversums, einer Veranstaltungsreihe die vom ecuadorianischen Wirtschaftswissenschaftler Alberto Acosta und der Musikgruppe Grupo Sal ins Leben gerufen wurde, trafen lokale und weltliche Impulse erstmals in Oder-Spree aufeinander. Beide präsentierten bei dem abendfüllenden Programm Lösunge, wie man im Kleinen und im Großen Veränderungen anstoßen kann, um künftig nachhaltiger und gerechter zu leben. Einen Aspekt griff Alberto Acosta zusammen mit Sandra Weiss im Besonderen heraus: die Rechte der Natur. In Ecuador habe man erreicht, dass diese in die Verfassung des Landes aufgenommen wurden und das bei Entscheidungen zur Änderung von Landschaften z.B. durch Baumaßnahmen sowohl die indigenen wie auch die wissenschaftlichen Vertreter:innen gehört werden. Beide haben eine Stimme. Beide Seiten entscheiden mit, wie Einfluss auf Mensch und Natur genommen wird. 

Dieses Ziel verfolgt auch Prof. Dr. Teresa Vicente aus Spanien. Sie führte eine historische Basiskampagne an, um das Ökosystem des Mar Menor - die größte Salzwasserlagune Europas - vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Das Ergebnis war die Verabschiedung eines neuen Gesetzes im September 2022, das der Lagune einzigartige rechtliche Rechte einräumt. Die einst unberührten Gewässer des Mar Menor, das als wichtigste Salzwasserlagune des westlichen Mittelmeers gilt, waren durch den Bergbau, den zügellosen Ausbau der städtischen und touristischen Infrastruktur und in den letzten Jahren durch intensive Landwirtschaft und Viehzucht verschmutzt worden. Für ihren Einsatz zur Rettung dieses Ökosystems erhielt sie jüngst den als alternativen Nobelpreis bekannten The Goldman Environmental Prize 2024.

Gefolgt waren der Einladung auf die Burg Storkow rund 75 Gäste. Bei einer Mischung aus Wissensvermittlung, lateinamerikanischer Musik und der Projektionskunst von Johannes Keitel erlebten die Besucher:innen eine Konzertvorlesung der besonderen Art. 

Eindrücke des Abends sind in der Galerie zu finden sowie in Kürze auf dem YouTube-Kanal der Präsenzstelle Fürstenwalde.

Fotos: © Florian Reischauer

Annika Bischof
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)