Wissenschaft zu Gast in Fürstenwalde

Gespräche über Wissenschaft und Innovation in einem über 500 Jahre alten Gebäude? Passt das zusammen? Ja, und wie! Unter dem Motto „Wissenschaft trifft Gesellschaft“ fand am 25. September der letzte Tag des InnoX Science Festivals als hybride Veranstaltung im Brauereimuseum in Fürstenwalde statt. In der rustikalen Umgebung des urigen Ratskellers, in dem sich neben der Dauerausstellung auch eine kleine Brauerei befindet, kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Bereiche zusammen.

Foto: Alexander Rentsch 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Festivals, die teils live vor Ort waren und teils sich online von zu Hause aus das Programm anschauten, erwartete eine bunte Mischung aus Vorträgen und Gesprächsformaten. Ein Highlight war am Vormittag der Vortrag von Prof. Dr. Henning Rust von der Freien Universität Berlin. Der Physiker und Atmosphärenwissenschaftler erklärte nicht nur, was eigentlich unter Citizen Science zu verstehen ist und warum er und sein Team sich für die Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern für ihr Gewitterforschungsprojekt entschieden haben. Rust gab auch einen ganz persönlichen Einblick in die Herausforderungen, die die Kommunikation mit den Teilnehmenden mit sich brachten.

Fragen an die Wissenschaft

In dem Dialog-Format „Brandenburg fragt“ beantworteten Professoren und Professorinnen verschiedene Fragen, die vorab oder live im Chat gestellt wurden. So antwortete zum Beispiel Prof. Dr. Reiff-Stephan, Institutsleiter für cyberphysische Produktionssysteme an der TH Wildau, auf die Frage, ab wann es denn selbstfahrende Busse für Brandenburg gäbe: „Also vollständig selbstfahrende Bussysteme – wenn ich das prognostizieren darf: Dann würde ich jetzt mindestens noch 20 Jahre in die Zukunft sehen. Da sind wir im Moment noch in einem multidisziplinären Thema, wo es auch um Rechtsthemen geht usw.“ Im Hinblick auf die Gewinnung von Fachkräften im ländlichen Raum ergänzte Reiff-Stephan hierzu: „Da ist Infrastruktur – sowohl für die Mobilität, aber eben auch für die IT-Wirtschaft – eine ganz wesentliche Komponente. Also Brandenburg erstmal mit Mobilfunk auszustatten. Und erst dann können wir darüber nachdenken, autonom das Auto zu bewegen. Denn nichts ist schlimmer, als dass sie da mitten im Wald stehen und dann fährt das Auto nicht mehr weiter, weil es keine Verbindung zum Internet hat.“

Wissenschaft in die Breite tragen und Innovationen ermöglichen  

Nach der Mittagspause ging es weiter unter dem Motto „Wissenschaft trifft Politik und Wirtschaft“. Passend dazu besuchte auch der Bürgermeister der Stadt Fürstenwalde, Matthias Rudolph, die Veranstaltung und lobte in seinem einleitenden Grußwort das Engagement der Präsenzstelle: „Wissenschaft in die Breite zu tragen, das ist eine der größten Aufgaben, die wir aus meiner Sicht aktuell angehen müssen.“ Damit leitete er ganz treffend das nachfolgende Symposium „Was kann Brandenburg?“ ein, beim Ilka Bickmann, Vorstandsvorsitzende der science2public – Gesellschaft für Wissensschaftskommunikation, mit ihren Podiumsgästen einen Blick auf den Status quo und die Potenziale im Wissens- und Technologietransfer in der Region warf. Mut gemacht und gleichzeitig aufgerufen zum Aufbruch hatte hier Dr. Hans Rüdiger Lange, Mitglied im Transferbeirat des Innovationhub 13: „Wir haben einfach die einzigartige Chance - in dieser Phase, wo eigentlich alle Sektoren und die ganze Gesellschaft herausgefordert ist, irgendwie mit diesen Klimaauswirkungen fertig zu werden - dass wir quasi so ein Startpaket für den Strukturwandel bekommen. Und wir müssen das aber natürlich gut einsetzen. Wir müssen schauen: Was können wir damit an Wissen schaffen? Und was können wir dann auch zurückgeben? Das heißt, zum Beispiel Innovationen entwickeln, die eben auch einen Beitrag liefern, um diese Herausforderungen zu meistern.“

Über das Festival

Das InnoX Science Festival als Plattform für Austausch, Diskussion und Vernetzung im Bereich Wissenschaftskommunikation und Citizen Science richtete sich mit seinem Programm an Bürgerinnen und Bürgern sowie an Akteure aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation interessieren oder praktische Erfahrungen damit haben. Organisiert wurde das Festival vom „Innovation Hub 13 – fast track to transfer“, dem Transferprojekt der TH Wildau und BTU Cottbus–Senftenberg. Die Abschlussveranstaltung im Brauereimuseum wurde ich Kooperation mit der Hochschulpräsenzstelle Fürstenwalde geplant und organisiert.

Wer nicht die Gelegenheit hatte, die Veranstaltung live anzuschauen, kann sich die Streams aller Festivaltage auch im Nachhinein noch anschauen unter: www.innohub13.de/innox2021

Aufzeichnung des Streams vom 25.09.2021 im Brauereimuseum Fürstenwalde

00:05:06

Begrüßung und Gespräch mit Oliver Wittkopf vom Brauereimuseum Fürstenwalde

00:51:00

"Kollektive Gewitterforschung - Mit dem MESSI im Cold Pool" (Prof. Dr. Henning Rust) 

02:06:00

"Brandenburg fragt" mit Prof. Dr. Jörg Reiff-Stephan, Prof. Dr. Sandra Haas, Prof. Dr. Jürgen Neyer und Dr. Rita Vallentin

04:05:20

Begrüßung zu Teil 2 und Grußworte des Bürgermeisters der Stadt Fürstenwalde

04:19:30

Regionalsymposium "Was kann Brandenburg?" 

05:16:14

Festivalabschluss mit Prof. Dr. Dana Mietzner 

 

Lisa Marrold-Schwember
Technische Hochschule Wildau